Das Pferd wird von einem Longenführer auf einer kreisförmigen Bahn von mindestens 18 m Durchmesser (Turniermaß), dem Voltigierzirkel, longiert und läuft in den Gangarten Schritt, Trab oder Galopp. Es turnen ein bis drei Voltigierer gleichzeitig auf und an dem Pferd. Als Grundvoraussetzung des Voltigierens gilt das abgestimmte Zusammenspiel zwischen Longenführer, Pferd und Voltigierer, denn sie bilden in diesem Sport eine Einheit und beeinflussen sich gegenseitig unmittelbar.
Das Pferd trägt einen kurz hinter dem Widerrist aufliegenden Voltigiergurt, der mit zwei Handgriffen, zwei Fußschlaufen und optional einer Mittelschlaufe versehen ist. Zum Schutz seines Rückens trägt das Pferd zudem eine Voltigierdecke (Pad) und eine Schaumstoffunterlage unter dem Gurt. Erlaubte Zäumungen sind der Trensenzaum und der Kappzaum. Zur Ausrüstung gehören ferner Hilfszügel wie Lauffer-, Dreiecks- oder Ausbindezügel, Gamaschen, Bandagen oder Streichkappen, eventuell Springglocken, eine Longierpeitsche und eine Longe.
Die Ausrüstung der Voltigierer besteht aus elastischen, eng anliegenden Trikots bzw. Voltigieranzügen sowie weichen Voltigier- oder Gymnastikschuhen. So wird ausgeschlossen, dass die Kleidung den Sportler bei der Übungsausführung behindert oder Haltungsfehler verdeckt. Zum anderen sind Sicherheitsaspekte bedeutsam: Unfälle durch ein Hängenbleiben an Gurt, Pad oder
Trainingspartner werden durch eng anliegende Kleidung vermieden.
Das wichtigste Trainingsgerät im Voltigiersport ist das Holzpferd, das ebenfalls einen Voltigiergurt trägt. Darauf können die Techniken und Bewegungsabläufe der Voltigierübungen intensiv trainiert werden, bevor sie auf dem sich bewegenden Voltigierpferd durchgeführt werden.
Voltigieren als Basissport
Voltigieren ist eine vergleichsweise kostengünstige Pferdesportart, die allen Bevölkerungsschichten offensteht. Hier wird das Interesse junger Menschen am Pferd mit einer vielseitigen Bewegungserziehung und der Förderung sozialer Kompetenzen verbunden. Die Kinder erlernen zum einen den verantwortungsbewussten Umgang mit dem Partner Pferd. Zum anderen werden körperliche und motorische Fertigkeiten, vor allem Haltung, Rhythmus, Gleichgewicht und Konzentration geschult. Als Gruppensport werden beim Voltigieren darüber hinaus soziale Fertigkeiten wie Einfühlungsvermögen, Vertrauen, Gemeinschaftssinn und Selbstständigkeit gefördert. In der Regel bestehen Anfängergruppen aus acht bis 12 Jungen und Mädchen, die sich in etwa auf demselben Leistungsstand befinden.
Das breitensportliche Voltigieren kann als Einstieg in den Reitsport genutzt werden, bietet jedoch auch eine gute Vorbereitung auf den Turniersport. Für Einsteiger- und Anfängergruppen (auch Nachwuchsgruppen genannt) sowie teilweise auch für Einzelvoltigierer gibt es auf Landes- und Kreisebene Wettbewerbe, die ganz oder teilweise im Schritt durchgeführt werden.
Voltigieren als Leistungssport
Turniermäßig betrieben, ist Voltigieren ein anspruchsvoller Leistungssport, der den Sportler in Hinsicht auf Gleichgewicht, Kraft, Körperspannung, Beweglichkeit, Kondition, Rhythmusgefühl, Vertrauen, Mut und Kreativität fordert.
Bewertet werden die Leistungen der einzelnen Starter von mehreren Turnierrichtern, die um den Wettkampfzirkel verteilt sitzen.
Es gibt drei Wettkampfdiziplinen: Einzel-, Doppel- und Gruppenvoltigieren. Die Gruppen bestehen aus acht (Leistungsklassen A, L und M) oder sechs Mitgliedern (Leistungsklassen S und Junior) und einer Ersatzperson. Das Doppel wird teilweise auch strikt als gemischt-geschlechtliches Pas de deux ausgeschrieben. Auf Championaten wird bei den Einzelwettbewerben nach Geschlechtern getrennt gerichtet.(...)
Organisation
Das Voltigieren wird trotz der sportlichen Nähe zum Kunstturnen oder Ballett nicht als Turnsportart, sondern als Pferdesportart vertreten. Internationaler Dachverband ist die International Federation of Equestrian Sports (FEI). In Deutschland nimmt die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) die Vertretung wahr bzw. die jeweilige Landeskommission des Pferdesportverbandes.
Innerhalb der FN wird Voltigieren von dem Fachbereich Jugend betreut, der u. a. für die Ausstellung von Voltigier- und Longenführerausweisen sowie für die Turnierergebnisse zuständig ist. In Österreich wird das Voltigieren durch den Bundesfachverband für Reiten und Fahren in Österreich (FENA) vertreten, in der Schweiz durch den Schweizerischen Verband für
Pferdesport (FNCH) bzw. den Schweizerischen Voltige-Verband.
Turniere, Meisterschaften
In Deutschland findet jährlich eine große Anzahl von Voltigierwettkämpfen statt: Innerhalb der Landesverbände gibt es die von den Vereinen ausgerichteten Turniere auf Bezirks- oder Kreisebene sowie die jeweiligen Landesmeisterschaften.
Überregionale Meisterschaften sind:
Die wichtigsten Wettbewerbe auf nationaler Ebene sind die Deutschen Meisterschaften (DM), die Deutschen Jugendmeisterschaften (DJM), welche erstmals nach Änderung der LPO 2008 stattfanden, sowie der Preis der Besten. Den einzigen bundesweiten Wettbewerb für L-Gruppen stellt der 2001 erstmalig ausgetragene C-Team-Cup dar. Analog zu diesem wurden 2009 der M-Team-Cup und der Doppelcup eingeführt, um Achtergruppen und Doppelvoltigierern eine Möglichkeit zum bundesweiten Vergleich zu bieten. Seit 2010 werden im Rahmen der Deutschen Meisterschaften auch die Bundessieger im Doppelvoltigieren ermittelt.(...)
Auf internationaler Ebene werden Concours de Voltige International (CVI) und, jeweils im abwechselnden Zweijahresrhythmus, Europa- und Weltmeisterschaften ausgetragen. Die Europameisterschaften der Junior-Voltigierer gibt es seit 2005, die der Doppelvoltigierer seit 2009 . Da in beiden Disziplinen bisher keine Weltmeisterschaften veranstaltet werden, finden sie jedes Jahr statt.(...)
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